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Sonette

 

Die Reihe der Sonette wird fortgesetzt, links das Original von William Shakespeare und rechts die Nachdichtung von Karl Kraus.

 

LXXXI

 

LXXXI

Or I shall live your epitaph to make,
Or you survive when I in earth am rotten,
From hence your memory death cannot take,
Although in me each part will be forgotten.

Leb ich noch an dem Tag, der dich begräbt,
bist du noch da, wenn ich zu Staub zerfallen:
kein Tod hat Macht, und dein Gedächtnis lebt
der Erdenwelt, die lang' vergaß mein Wallen.

Your name from hence immortal life shall have,
Though I (once gone) to all the world must die,
The earth can yield me but a common grave,
When you entombéd in men's eyes shall lie,

Unsterblich bleibst du, wenn ich dich verlasse,
und an mein Ende schließt sich dein Beginn,
weil ich mein Lied von dir zu Herzen fasse
und deine Schönheit in der Nachwelt Sinn.

Your monument shall be my gentle verse,
Which eyes not yet created shal o'er-read,
And tongues to be, your being shall rehearse,
When all the breathers of this world are dead,

Mein Vers sei Denkschrift dir, in der zu lesen
noch Ungebornen einstens wird vergönnt;
und wer dann sein wird, weiß, daß du gewesen.
Ich setze dir mein Wort als Monument.

You still shall live (such vitue hath my pen)
Where breath most breathes, even in the mouths of men.

 

Der Geist, der es erschuf, kann Macht verleihn:
Solange Menschen leben, wirst du sein!

LXXXII

 

LXXXII

I grant thou wert not married to my muse,
And therefore mayst without attaint o'erlook
The dedicated words which writers use
Of their fair subject, blessing every book.

Da du ja meiner Muse nicht vermählt,
so hast du keiner Untreu dich zu schämen,
wenn du die Worte, die sie dir erwählt,
geneigt bist, von den Dichtern anzunehmen.

Thou art as fair in knowledge as in hue,
Finding thy worth a limit past my praise,
And therefore art enforced to seek anew,
Some fresher stamp of the time-bettering days.

Du bist an Form und Inhalt so voran,
daß schwer mein Wort es hat, dir nachzukommen;
und darum brauchst du den, der besser kann
und zeitgemäßer deiner Schönheit frommen.

And do so love, yet when they have devised,
What strainéd touches rhetoric can lend,
Thou truly fair, wert truly sympathized,
In tue plain words, by thy true-telling friend.

Es sei; doch würden sie dir alle bringen,
was man mit Redekunst zustande bringt -
von deiner wahren Schönheit wahr zu singen,
doch einzig deinem wahren Freund gelingt.

And their gross painting might be better used,
Where cheeks need blood, in thee it is abused.

 

 


 

 

 

Für alterswelke Wangen Schminke muß
das ihre tun - an dir wär's Überfluß.

Zum Sonderheft "Drei Künstler/innen":

 

 

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